Die Impfung allein wird uns nicht aus der Corona-Krise führen
Damit die Zahl der Corona-Fälle kontinuierlich zurückgeht, ist es notwendig, dass der R-Wert konstant unter 1 bleibt. Können wir das mit Impfung allein erreichen? Leider nicht, wie das folgende Rechenbeispiel zeigt. Vorannahmen:
- Annahme 1: R0 für B1.1.7 = 4.0 (R0 ist die Basisreproduktionszahl – die Zahl der Personen, die jede infizierte Person anstecken würde, wenn keinerlei Schutzmassnahmen ergriffen würden).
- Annahme 2: 70% der Bevölkerung lassen sich impfen (das ist m.E. eine optimistische Erwartung)
- Annahme 3: 90% Schutzwirkung der Impfung. (Das sind aktuelle Zahlen, ausgehend von der Dominanz neuer Virusvarianten)
==> 63% der Bevölkerung sind durch Impfung geschützt. (= Impfquote x Schutzwirkung der Impfung)
Der R-Wert reduziert sich durch die Impfung auf 1.48 (4 x 0.63), wenn keine weiteren Schutzmassnahmen eingehalten werden ==> das würde trotz Impfung von 70% der Bevölkerung ein explosionsartiges exponentielles Wachstum bedeuten.
Schlimmer noch: das Rechenbeispiel setzt voraus, dass die Infektionen und Impfungen gleichmässig über die gesamte Bevölkerung verbreitet sind. Tatsächlich gibt es Gruppen, in denen die Impfquote viel höher liegt und Gruppen, in denen kaum jemand geimpft sein wird.
Kinder und Jugendliche (bis 16 Jahren) werden auf absehbare Zeit zu 100% umgeimpft, d.h. völlig ohne Impfschutz sein.
Der Anteil der geimpften Personen wird bei jungen Erwachsenen (z.B. 16 – 30 Jährige, die besonders mobil sind) auf lange Zeit sehr gering sein.
- Wenn mit Hinweis auf Impfung von 70% der Bevölkerung alle Massnahmen zur Eingrenzung des Corona-Virus aufgehoben würden, würde der R-Wert in diesen Gruppen sehr nahe bei 4 sein!
- Jede infizierte Person in dieser Gruppe würde 4 weitere Personen anstecken.
- Wenn ein serielles Intervall von 7 Tagen angenomen wird, bedeutet das, dass sich die Infektionszahlen in diesen Gruppen jede Woche vervierfachen.
- Die Infektionszahlen in diesen Gruppen würden binnen 4 Wochen auf das 256-fache steigen, in 5 Wochen auf das 1000-fache, in 6 Wochen auf 4000-fache.
Das Risiko schwerer und tödlicher Verläufe erscheint in diesem Alter zwar gering. Aber B.1.1.7 trifft junge Menschen, auch Kinder und Jugendliche härter als der ursprüngliche Virustyp. Ein „relativ kleines“ Risiko wird bei hohen Fallzahlen in dieser Altersgruppe viele schwere Verläufe und langfristige Behinderungen durch Long-Covid zur Folge haben.
Fazit
- Impfen ist ein wichtiger Betrag zur Bewältigungen der Pandemie.
- Impfen allein wird uns nicht aus der Krise führen.
- Impfen senkt die Fallzahlen nur, wenn zugleich die anderen Massnahmen zur Begrenzung von Infektionen aufrechterhalten werden.
Was kann dann helfen?
Das Ziel muss eine so tiefe Fallzahl sein, dass die Nachverfolgung von Einzelfällen möglich ist. ==> #NoCovid